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D

as Handwerk hat ein Image-Pro-

blem. Junge Leute zieht es eher

ins Studium und andere Berufe

als in eine handwerkliche Aus-

bildung. Wer daran Schuld hat? Vertreter

aus Schule, Politik und Handwerkver-

bänden schieben sich gegenseitig den

Schwarzen Peter zu. Ändern tut sich

dadurch nichts. Höchste Zeit also, dass

Handwerksbetriebe ihr Schicksal selbst

in die Hand nehmen, findet Felix Schrö-

der, Gipser und Stuckateur bei der Willi

Schröder GmbH. Im Interview bricht der

21-Jährige eine Lanze für Social Media.

Warum hat das Handwerk Schwierig-

keiten, Mitarbeiter zu gewinnen?

Felix Schröder:

Es ist extrem schade,

dass einem in der Schule nur die Wege

ins Studium gezeigt werden. Der Weg

ins Handwerk wird gar nicht erwähnt.

Hinzu kommt, dass Schülern konkrete

Gehälter genannt werden, die vielleicht

abschreckend wirken und teilweise auch

gar nicht der Wahrheit entsprechen. Es

wird das Bild vermittelt: Der Wohlstand

bleibt aus, wenn man Handwerker wird.

Warum kann Social Media dabei

helfen, das Image von Handwerk zu

verbessern?

FS:

Die Arbeit an der eigenen Marke ist

heutzutage sehr wichtig – auch Hand-

werksbetriebe müssen da mehr mit der

Zeit gehen. Social Media können die

Betriebe nutzen, um mit wenig Geld be-

kannter zu werden. Das lohnt sich für die

Kunden- und Mitarbeitergewinnung. Am

Ende ist Social Media sogar billiger als

eine Zeitungsannonce. Die Reichweite ist

enorm und man kann die Zielgruppe, die

einem wichtig ist, viel besser ansprechen.

Zwischen Fashion und Lifestyle ste-

hen Handwerker für das echte Leben.

Dafür muss man aber auch ehrlich sein

und auch die schlechten Tage zeigen,

zeigen, dass es anstrengend sein kann.

Aber eben auch die schönen Seiten nicht

vergessen!

Und konnten Sie tatsächlich schon

jemanden vom Handwerk überzeugen?

FS:

Ich erhalte sehr viele positive Nach-

richten. Viele schreiben mir, dass sie es

inspirierend finden, was ich mache.

Das ist für mich ein komisches, aber na-

türlich schönes Gefühl, von anderen Men-

schen als Inspiration wahrgenommen zu

werden. Und tatsächlich hat sich ein guter

Freund vonmir entschieden, nach demAbi-

tur eine Lehre als Zimmerer zu beginnen.

Es gibt ja mittlerweile einige Betriebe,

die den Schritt in die sozialen Netzwerke

wagen. Was sollten sie dabei beachten?

1. Nicht rumheulen, sondern aktiv

werden:

Handy in die Hand und einen

Instagram-Account anlegen. Sofort! Nach

einem Nachmittag sollten Sie die Funkti-

onsweise von Instagram verstanden ha-

ben.

2. Ehrlich sein:

Zeigen Sie möglichst keine

gestellten Bilder und gaukeln Sie keine heile

Welt vor: Im Handwerk ist nicht alles schön

und einfach, das sollte sich auch in den

Bildern widerspiegeln.

3. Keine Angst vor Technik:

Instagram

ist einfach und haben auch technikferne

Menschen schnell verstanden. Für ordent-

liche Bilder ist kein High-End-Smartphone

notwendig.

Vielen Dank für das Gespräch.

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»Es ist extrem schade, dass einem in der Schule

nur die Wege ins Studium gezeigt werden.«

Bilder von Felix Schröder

instagram.com/gipserfelix instagram.com/gipser.willi.schroeder